Bewegung, die bedeutet  Modedesign und Kunst

03.02.2019

Kleidung wird getragen und nur durch ihre Verbindung mit dem Körper und seiner Bewegung entfaltet sie ihre volle Eigenschaften als Funktionsobjekt, dessen Hauptaufgabe ist, den Körper zu schützen. Das Kleidungsstück definiert gleichzeitig den Körper und sich selbst durch diese Verbindung, da der Stoff immer der Körperbewegung in irgendeiner Weise folgt. Ganz gleich, ob das Kleidungsstück wie bei Coco Chanel auf den Körper zugeschnitten wird oder wie in Cristóbal Balenciaga eher wie Architektur dem Körper aufgesetzt wird, bleibt der Stoff immer Teil der Einheit von Körper und Materie und funktionalem Objekt. 

Erst mit der Übertragung des Kleidungsstücks in ein Kunstobjekt gelingt es der Mode, sich in eine Kunstform zu verwandeln. Dies gelingt durch den Prozess, des Zurückgeworfenseins auf sich selbst - vergleichbar mit dem Betrachten von Architektur, die ein funktionales Objekt ist, das dem Modedesign ähnelt. Wenn man nämlich Architektur in ihrer Dysfunktionalität betrachtet, kommt der künstlerische Aspekt deutlich zum Vorschein. Dies gelingt Caroline Broadhead in ihrem Umgang mit Stoff- und Modedesign. Ihr Wobbly Dress II (1992) wird in seiner körperlosen Haltung dysfunktional, erscheint künstlich undurchsichtig, doch der Betrachter weiß aufgrund seiner visuellen Erfahrung, dass es sich um ein Kleidungsstück handelt. Sowohl die Form des Kleides als auch die körperlose Präsentation wirft Fragen über das Objekt selbst und seine möglichen Beziehungen auf. Dieser momentane Prozess des Disfunktionalisierens eröffnet Reflexionsebenen, die jenseits der reinen Funktionalität verankert sind, die gerade der Kunst eigen sind. 


Cristóbal Balenciaga, Gazar Four-Cone-Kleid, 1967


Coco Chanel in ihrer Werkstatt


Caroline Broadhead, Wobbly Dress II, 1992